genre - Kunstraum t27, Berlin


Sabrina Jung · Eoin Llewellyn · Enda O`Donoghue · Korvin Reich

Vernissage: Freitag, 12. November 2010, 19.30 Uhr


Um szenische Momentaufnahmen des Alltagslebens kreist die fünfte Ausstellung der Reihe
„Gattungen in der zeitgenössischen Kunst“. Zeichnete sich die tradierte Form des
Genrebildes, welches seinen Höhepunkt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
erlebte, neben dem visuell unterhaltenden Wert vor allem durch einen stark moralischen und
belehrenden Gehalt aus, so wird in den aktuellen, künstlerischen Bezugnahmen die
Auseinandersetzung mit dem Bild vom Bild deutlich.

Sabrina Jung transformiert fotografische Schnappschüsse aus der Alltagswelt ihrer Kindheit,
indem sie einzelne Figuren oder Objekte aus ihnen herausschneidet, sie in andere
Aufnahmen einschleust und so neue Zusammenhänge und untergründige Geschichten
entstehen lässt. Mit dem Vorgang des Verschmelzens von tatsächlich Erlebtem und
fiktionalen Bildwelten verweist sie auf das Wahrnehmungsphänomen der falschen
Erinnerung.
 
Eoin Llewellyn stellt in seinen Gemälden zwischenmenschliche Szenen persönlicher Intimität
denen des Kampfes und körperlicher Gewalt gegenüber. Auch er bedient sich vorhandener
Bildarchive, wenn er Standbilder von Filmklassikern in der Farbmanier alter Meister wie
Velázquez oder van Dyck bearbeitet, um die physische und emotionale Präsenz der
dargestellten Personen in ihren jeweiligen Situationen hervorzuheben und von ihrem
filmischen Ursprungsbild zu befreien.

Enda 0`Donoghue interessiert sich für die Zwischenräume des modernen Lebens, welche
für ihn einen hauptsächlichen Zustand zeitgenössischer Existenz darstellen und sich zugleich
in alltäglichsten Bildern manifestieren. In seinen Darstellungen thematisiert er ein schnelles,
nomadisches Leben in Warteschleife und den Verlust von Privatheit in Zeiten von
Cyberspace. So stammt alles Bildmaterial für seine Gemälde aus dem Internet, wobei die ins
Bild aufgenommene Pixelung und andere digitale Störungen dem alten Handwerk der Malerei
das Vertraute nehmen.

Korvin Reich zeigt in seinen Zeichnungen und Collagen aus gefundenen Bildern die
Brüchigkeit des alltäglichen, scheinbar ganz normalen Lebens auf. Mit großer Liebe zum
hintersinnigen Humor verschiebt er Situationen, Handlungen und Zusammenhänge und
erschafft so gänzlich Unerwartetes und doch allzu Vertrautes. Die bildlichen Ebenen
kombiniert er mit subtilen Texten, wodurch beim Betrachten neue Räume entstehen und das
ursprüngliche Bild ins Wanken gerät.


Ausstellungsdauer: 13. November bis 5. Dezember 


Sonntag, 21. November, 19.30 Uhr
„Projektionen", kuratiert von Karin Albers

Sonntag, 5. Dezember, 19.30 Uhr
Finissage mit Künstlergespräch und Auslosung der Kunstlotterie


kunstraum t27
Thomasstr. 27
12053 Berlin
Tel.: 030 - 5682 1964
info@kunstraumt27.de
www.kunstraumt27.de

Öffnungszeiten:
Mi - So: 15:00 - 19:00 Uhr